26.01.2022 - 4 Vorstellung der Auswirkungsanalyse "Touristisch...

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Wortprotokoll

 

Herr Stadtpräsident Westendorf führt einleitend aus, dass nach Gesprächen mit den Fraktionsvorsitzenden festzustellen ist, dass die Stadtvertretung geschlossen hinter dem Projekt steht. Sie wird den Prozess selbstverständlich aufmerksam begleiten. Zu kritisieren ist, dass die schon lange vorliegende Auswirkungsanalyse erst heute vorgestellt wird, was aber insbesondere seine Ursache in der Corona-Pandemie und den damit verbundenen besonderen Umständen hat.

 

Herr Stadtpräsident Westendorf verdeutlicht, dass natürlich auch die Bürgerinitiative „Kein Massentourismus auf Pütnitz“ angehört wird. Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass auf Anregung der Bürgerinitiative eine Baustraße errichtet werden wird, die nicht Bestandteil der ursprünglichen Planungen war. Dafür spricht er seinen Dank aus. Ein kompletter Verzicht auf das Projekt „Bernstein-Resort Pütnitz“ steht aber nicht zur Debatte.

 

Herr Körner, Leiter des Amtes für Bau, Wirtschaft und Liegenschaften , führt aus, dass die Angebotseinholung 2020 als Fördermaßnahme beantragt und bewilligt wurde. Die Firma PROFUND GmbH hat das wirtschaftlichste Angebot abgegeben.

 

Herr Stadtpräsident Westendorf übergibt das Wort an Frau Redies, Geschäftsführerin der PROFUND Consult GmbH. Er schlägt vor, jeweils nach Abschluss eines Themenkomplexes in die Diskussion einzutreten.

 

Frau Redies stellt sich kurz vor als Geschäftsführerin einer Agentur, die in Bezug auf Projekte von Freizeitanlagen mit eintrittspflichtigen Attraktionen schon früh nach Entstehen der eigentlichen Idee berät. Sie betrachten dabei nicht Naturschutzaspekte oder verkehrsplanerische Gesichtspunkte, sondern zu erwartende Besucherzahlen, Umsätze und Kosten. Es werden Daten zur Verfügung stellt, die in den Planungsprozess einfließen.

 

Frau Redies nutzte für ihre Ausführungen begleitend eine Präsentation, die dem Protokoll als Anlage beigefügt ist.

 

Die Folien beinhalten folgende Themenkomplexe:

-       Standort und Projektskizze

-       Marktanalyse

-       Frequenzeffekte (Übernachtungsgäste, Tagesgäste)

-       Umsatzeffekte (gesamt, neu induzierte/Bestandsgäste sowie intern in Pütnitz/extern für die Region)

-       Kosten-Erlös-Betrachtung Kommune

-       Auswirkungsanalyse (Tourismuseffekt, regionales Ausflugsverhalten, Verkehrsaufkommen, Kannibalisierung Bodden-Therme, Beschäftigungswirkung, Fiskalische Effekte, Auswirkung auf Fischland-Darß-Zingst)

-       Fazit

 

Auf Anfrage von Herrn Stadtvertreter Giese erklärt Frau Redies, noch nie ein Gutachten für Center Parcs erstellt zu haben. Auch das heute vorgestellte Gutachten ist nicht von CP, sondern von der Stadt in Auftrag gegeben worden. Insgesamt treten hauptsächlich Kommunen als Auftraggeber auf. Es ginge gerade darum, die vom potentiellen Betreiber als Erwartung angegebenen Zahlen auf Richtigkeit zu prüfen und ergänzendes Datenmaterial für die Planung zur Verfügung zu stellen.

 

Herr Huth erfragt, ob Frau Redies eine Schätzung der Auspendler-Quote abgeben kann. 40 % wie in einer anderen Studie erscheinen ihm als zu wenig Effekt für die Innenstädte Ribnitz und Damgarten. Frau Redies äußert, dass sich Familien mit kleinen Kindern bewusst für einen Resort-Urlaub entscheiden und ihn dort verbringen, bei Familien mit größeren Kindern ist bei einem Kurzurlaub von einem Tag pendeln im kleinen Radius auszugehen. Sie gibt aber zu berücksichtigen, dass auch zahlreiche Fußpendler in Richtung Bernsteinreiter, Supreme oder Technikmuseum zu verzeichnen sein werden.

Herr Stadtvertreter Kreitlow erklärt, dass die Ausführungen seine Erwartungen voll erfüllt haben. Er stand dem Projekt von Anfang an positiv gegenüber und sieht sich bestätigt. Nach Betrachtung von Zahlenmaterial bezüglich anderer Standorte von Center-Parcs ist ein Gewinn für die Region absehbar. Er kritisiert in diesem Zusammenhang die scharfen persönlichen Angriffe durch die Bürgerinitiative, die oft auf Unwahrheiten basieren.

 

Frau Stadtvertreterin Wippermann erfragt, ob auch eine Analyse der Qualität der Arbeitsplätze hinsichtlich des Einkommensgefüges vorgenommen wurde. Frau Redies führt daraufhin aus, dass die nicht Thema der Studie war. Es ist lediglich auf Grundlage der der quantifizierten Grobumsätze die Arbeitskräfteanzahl abgeleitet worden. Es ist aber davon auszugehen, dass nicht alles Vollzeitstellen sein werden, dafür aber mehr ganzjährig.

 

Herr Bürgermeister Huth weist an dieser Stelle darauf hin, dass ein breites Spektrum an Arbeitsplätzen entstehen wird. Nach einer Faustformel sind es je ein Drittel in den Bereichen Service, Verwaltung und sonstiger Betrieb.

 

Auf Anfrage von Frau Stadtvertreterin Bonke und Herrn Stadtvertreter Giese zum entstehenden Wohnraumbedarf erklärt Frau Redies, dass Mitarbeiterwohnen auf dem Areal, insbesondere für Saisonkräfte, vorstellbar ist. Darüber hinaus ist es Aufgabe der Stadt, Erhebungen vorzunehmen und in der Wohnraumplanung zu berücksichtigen.

 

Herr Bürgermeister Huth verweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf die aktuellen Aktivitäten der Gebäudewirtschaft GmbH. Außerdem sollen auch Kapazitäten in der Umlandgemeinde Saal und im Bereich der Damgartener Tischlerei mobilisiert werden.

 

Herr Stadtvertreter Gohs erfragt im Zusammenhang von Unterstellungen, dass es sich um ein geschöntes Gutachten handelt, ob es bei den bisher von der PROFUND GmbH begleiteten Projekten hinterher ein Monitoring gab und damit Erfahrungswerte vorliegen, ob die in den Analysen als optimistische Werte prognostizierten Zahlen sich als realistisch herausgestellt haben. Frau Redies erklärt, dass es Evaluierungen hinsichtlich realisierter Projekte weltweit gibt. Als realistisch können insbesondere die Übernachtungszahlen angesehen werden, hier ist das Wissen um die Auslastung von Objekten in Wassernähe sehr konkret.

 

Herr Stadtpräsident Westendorf verweist auf die Kritik der Bürgerinitiative, dass von einer ersten Ausbaustufe gesprochen wird, in der 500 Ferienhäuser entstehen, und damit weitere zu erwarten sind. Herr Bürgermeister Huth stellt klar, dass die Obergrenze für die Bettenzahl aus dem Raumordnungsverfahren im MoU verankert ist. Für ihn ist deshalb nicht nachvollziehbar, warum eine Erhöhung befürchtet wird. Die aus der Raumordnung abgeleitete Bauleitplanung lässt eine Aufstockung nicht zu. Die Höchstzahl von 3.200 Betten ist unabänderbar, es wird keine weiteren Ausbaustufen geben. Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Beauftragung von Frau Redies vor der Aufnahme von MoU-Verhandlungen mit Supreme erfolgte.

 

Frau Stadtvertreterin Wippermann erfragt die Auswirkungen auf die Bodden-Therme als von der Stadt bezuschusster Einrichtung. Frau Redies vertritt die Auffassung, dass die Bodden-Therme ihre Existenzberechtigung nicht verliert. Die Studie hat sich nur mit externen Wassergästen befasst. Mit einem Runterfahren der Spaßvariante ist ein neues Personalmodell möglich, da ein Verzicht auf die Wasseraufsicht möglich ist.

 

Herr Bürgermeister Huth verweist darauf, dass man sich in der letzten Zeit aufgrund der coronabedingten Schließzeiten intensiv mit der Bodden-Therme befasst hat. Profitabel sind der Sauna- und Barbereich. Das neue Betreiberkonzept könnte dies berücksichtigen.

 

Auf Anfrage von Herrn Stadtvertreter Attula führt Herr Bürgermeister Huth aus, dass das Wirken der Protagonisten in Planerworkshops und Businessworkshops koordiniert wird. Für konkrete Planungen ist es noch zu früh. Es ist aber allen Partnern bewusst, dass die Abstimmung untereinander von besonderer Bedeutung ist.

 

Frau Stadtvertreterin Wippermann sieht die Gefahr der Überlastung der Straßen in den Saisonmonaten. Frau Redies bestätigt, dass die Verkehrsthematik sensibel ist und im Rahmen der Planung durch die Stadt entlastende Maßnahmen vorzusehen sind. Herr Bürgermeister Huth sieht hier auch andere Gemeinden und Behörden in der Pflicht, denn der Kollaps entsteht nicht in der Stadt und auf der Bäderstraße, sondern eher im Bereich der B 105 bei Rövershagen. Man kann als Stadt aufgrund dieser Tatsache keine Strukturschwäche hinnehmen. Frau Redies weist darauf hin, dass der Samstag nicht zum Wechseltag wird und mit dem abweichenden Zyklus eine Entlastung verbunden ist.

 

Herr Stadtvertreter Schacht weist auf die Bedeutung eines regelmäßigen öffentlichen Nahverkehrs, gut ausgebauter Radwege und einer wasserseitigen Erschließung zur Entlastung hin. Des Weiteren muss die Umgehungsstraße rechtzeitig fertiggestellt sein.

 

Herr Bürgermeister Huth bekräftigt, dass der Rad- und Wasserverkehr ein wichtiger Punkt ist. Es wird aus ökologischer Sicht angestrebt, so weit wie möglich co2 neutral unterwegs zu sein.

 

Auf Anfrage von Herrn Stadtvertreter Gohs bezüglich der Daten der Studie zum Tagesparkplatzbedarf stellt Herr Bürgermeister Huth dar, dass die Vorstellungen dahin gehen, einen großen zentralen öffentlichen Parkplatz herzustellen und weitere im Bereich der einzelnen Destinationen. Es ist ein anspruchsvolles Thema. Die Besucherströme müssen gut organisiert werden. Hier ist eine Zusammenarbeit der Partner von besonderer Bedeutung.

 

Frau Stadtvertreterin Stadtaus erfragt den Wasserbedarf. Herr Bürgermeister Huth erklärt, dass er ca. 130.000 m³ beträgt und damit für die Boddenland GmbH relativ unbeachtlich ist. Auch die Kapazität der Kläranlage Körkwitz ist ausreichend für das anfallende Abwasser. Die Kosten für die Überleitung sind übersichtlich, auf die Kalkulation wirkt sich die Erhöhung der Abwassermenge eher positiv aus. Eventuell wird aber auch ein eigenes Erhebungsgebiet gebildet. In beiden Fällen entstehen also keine finanziellen Nachteile für die Bürger.

 

Auf Anfrage von Herrn Stadtvertreter Giese führt Herr Bürgermeister Huth aus, dass sowohl CenterParcs als auch Supreme ihre Firmensitze vor Ort nehmen werden. Bei Center Parcs ist dies grundsätzlich so, Supreme wird eine eigene Kapitalgesellschaft bilden.

 

Herr Voß findet es aufgrund der Risiken der Rentabilität, die die Partner in der heutigen Zeit auf sich nehmen, wichtig, hinter diesen Investitionen zu stehen und dies deutlich zum Ausdruck zu bringen. Herr Bürgermeister Huth weist darauf hin, dass es sich um ein riesiges Investitionsvolumen von ca. 340 Mio. Euro handelt.

 

Herr Stadtpräsident Westendorf dankt Frau Redies dafür, den Mitgliedern der Stadtvertretung Rede und Antwort gestanden zu haben.