13.01.2022 - 5 Der Wald und seine Funktionen - eine Bandbreite...

Reduzieren

Wortprotokoll

Herr Fleischer referierte über die unterschiedlichen Funktionen des Waldes. Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist, geprägt durch die weite Kulturlandschaft, ein eher waldarmes Bundesland. Aus diesem Grund ist im Landeswaldgesetz die Mehrung des Waldes höchste Priorität.

Ohne den Eingriff des Menschen wären Deutschland und der Rest der Welt um ein Vielfaches bewaldeter. In den vergangenen Jahrhunderten war der Wald mit seinem Holzbestand Rohstofflieferant Nummer 1. Holz wurde für den Siedlungsbau benötigt, für Ställe, für den Bau von Stollen im Bergbau usw. Der Eingriff des Menschen verdrängte den Wald immer mehr. In Regionen mit ackerbaren Böden verdrängte die Landwirtschaft den Wald. Durch die Viehhaltung und die dafür benötigen Flächen in Form von Wiesen und Weiden wurden Niedermoore trockengelegt. 

Der Wald ist als wichtiges und funktionierendes Ökosystem erst in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt in den Fokus gerückt. Mit der Erkenntnis, dass Natur nicht unendlich ist und ohne Holz eine weitere Entwicklung nur schwer möglich ist, wurde der Gedanke der Nachhaltigkeit immer wichtiger.

Die Stadt Ribnitz-Damgarten ist seit dem 13. Jahrhundert Eigentümerin des Stadtwaldes. Auch in Krisenzeiten trennte sie sich nicht vom Wald, denn er war oft Lebensgrundlage für Mensch und Tier und erfuhr im Laufe der Geschichte eine immer stärkere Wertschätzung.

 

Die Wälder setzen sich in Deutschland unterschiedlich zusammen. Die nördlichen Wälder sind eher durch Buchen gekennzeichnet.

Mit Abnahme des Niederschlags wird die Buche weiter südlich durch die Eiche abgelöst. In allen Regionen Deutschlands gibt es Monokulturen in Form von Kiefern oder Fichten. Nadelhölzer wachsen schnell. Der Baum kann rasch geerntet und das Holz verkauft werden. Ein großer Nachteil ist, dass die Widerstandskraft gegen äußerliche Einflüsse (Wetter, Pilze, Schädlinge) bei artenreinen Wäldern schwindet. Darum ist es Ziel in reine Fichten- oder Kiefernbestände Laubarten dazu zu pflanzen (Mischwald). In Mecklenburg-Vorpommern werden aus diesem Grund zwischen Kiefern Buchen gesetzt. Im Schatten der Kiefern können die kleinen Buchen wachsen und gedeihen. Nach erfolgter Ernte der Kiefern verbleiben die Buchen.

Herr Fleischer verwies darauf, dass gegenwärtig die Renaturierung von Mooren im Fokus des Naturschutzes liegt. Da Moore eine gute CO2-Bindung aufweisen, spielen sie eine nicht unwichtige Rolle beim Einsparen von CO2. Der Erfolg von Moor-Renaturierungen hängt nicht zuletzt auch vom Zusammenspiel verschiedener Akteure ab. Die Wiedervernässung von Mooren bedeutet den Verlust von landwirtschaftlicher Fläche (und der Reduktion von EU-Agrar-Förderungen) für betroffene Landwirte.

 

Herr Konkol erfragte, wann es zuletzt Schäden durch Windbruch gab. Herr Fleischer erinnerte an orkanartige Windböen im Dezember vor 10 Jahren. Dort nahmen neben vielen Nadelhölzern auch etliche Eichen und Buchen Schaden.

 

Herr Kreitlow erfragte nach planerischen Änderungen des Waldzustandes (Baumarten) im Damgartener Stadtwald. Herr Fleischer entgegnete, dass in den 90er Jahren ein Planungsbüro ein Konzept erstellte, welches die zu pflanzende Baumart und deren Stückzahl auf dem Areal „Freudenberger Kammer“ festlegte. Im Ergebnis steht der eklatante Unterschied von theoretischer Vorlage (Konzept) zur praktischen Umsetzbarkeit. Die gesetzten Buchen weisen teilweise Sonnenbrände auf, da die Buche als Schattenbaum ungern allein und in praller Sonne steht. Auch die Landesforst M-V hinterfragte Jahre später die Baumsetzung. Diese wurde anhand des erstellten Konzeptes vollzogen.

 

Herr Eggersmann brachte in Erfahrung, dass es in Neuheide eine Fläche mit reinem Kiefernbestand gibt. Herr Fleischer führte aus, dass damals nach Rückzug der russischen Kräfte diese 50 ha angesteckt wurden. Auf gleicher Fläche wurden erneut Kiefern gesetzt, die dann mit jungen Buchen ergänzt werden.

 

Herr Fleischer informierte darüber, dass sich die Holz-Industrie vorrangig auf leichte Hölzer spezialisiert hat und Sägewerke z. T. keine dicken Hölzer mehr annehmen. Demnach liegen Fichte und Kiefer hoch im Kurs und andere harte Hölzer, wie Buche oder Eiche, finden häufig nicht mehr den Weg ins Sägewerk, da kleinere/leichtere Baumteile bevorzugt verarbeitet werden.

 

Herr Konkol erfragte, wie es sich gegenwärtig mit Waldschäden verhält. Herr Fleischer verweis auf den Umstand, dass sich in unserem Gebiet der Reittourismus enorm vergrößert hat und die Erwartungshaltung an den Wald (Erholung und Tourismus) gestiegen ist. Die angelegten Reitwege sind durch die hohe Anzahl an Pferden stark verdichtet. Das führt dazu, dass Niederschlagswasser nur noch schwer oder nicht mehr zeitnah versickern kann und der Reitweg oberirdisch matscht. In dieser Thematik sollte dringend zu einem Maß der Verhältnismäßigkeit gefunden werden.

 

Herr Westendorf lobte die Arbeit der Stadtforst und wünschte eine Aussage zum Wildtierbestand innerhalb des Waldes. Herr Fleischer informierte, dass ein Großteil der Waldflächen an Jagdpächter verpachtet sind. Viele der Jäger haben ein Interesse am Wild, aber leider weniger am Wald. Die Balance zu finden ist schwierig, denn zu viel Wild schadet durch Verbiss dem Wald und zu wenig Wild stellt die Jagdpächter nicht zufrieden.

Inzwischen ist auch zu erkennen, dass sich das Wild auf die Jäger einstellt und das eigene Verhalten anpasst.

Der Jäger jagt durch moderne Technik auch an Tagen ohne klare Sicht und Mondlicht. Das Wild ändert sein Verhalten, passt sich an und verlagert die Aktivität in den Tag hinein, weil in dieser Zeit der Jäger nicht jagt.

 

Herr Hauschild war interessiert an einer Angabe von invasiven Neophyten im Wald. Herr Fleischer zählte neben dem einwanderten Marderhund auch den Waschbären auf, der – als exzellenter Kletterer - große Schäden bei Gelegen von Schreiadlern und Kranichen verursacht. Zudem wurde in unserer Region vor einiger Zeit ein Goldschakal gesichtet.

 

Herr Konkol erfragte nach aktuellen Problemen. Herr Fleischer verwies auf den Umstand, dass immer stärker Maßnahmen zurückgeschraubt werden. In der Vergangenheit hatte er um die 50 ABM-Kräfte, die viele Ausbesserungen übernahmen und den Wald und die Reitwege in Schuss hielten. Seit Jahren werden seitens des Jobcenters die Maßnahmen gedrosselt, was in der Folge auch zu weniger Einsatzkräften führt – bei gleichzeitig gleichbleibendem hohem Arbeitsaufwand. Die gegenwärtige Situation ist absolut unbefriedigend, da viele 1€-Jobber gern arbeiten, einen Tagesablauf und einer sinnvollen Tätigkeit nachkommen möchten. Da auf diese Ressource durch Maßnahmenkürzungen nicht zurückgegriffen werden kann, verbleiben nur zwei Möglichkeiten: die Arbeit muss durch städtische Mitarbeiter/Innen ausgeführt werden (hohe Personalkosten) oder die Arbeit bleibt liegen. Ein Umstand, der sich in einem touristisch geprägten Erholungsort nachteilig auswirken kann.

 

Herr Fleischer verwies abschließend auf die Wald- und Moorführungen durch Mitarbeiter/Innen der Stadtforst, die sich im Sinne der Umweltbildung mit dem Wissen über Wald und Moor auch an den Schulen in unserer Stadt engagieren.