08.06.2023 - 6 Aktueller Stand zur Vitalität des Ribnitzer Moo...

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Wortprotokoll

Herr Fleischer informierte über das Große Ribnitzer Moor, welches seit 1939 unter Naturschutz steht und mit seinen 274 ha eines der größten Regenmoore in Mecklenburg-Vorpommern ist. Seit den 90iger Jahren wurde das Moor, unter der Federführung der Stadt Ribnitz-Damgarten als größter Flächeneigentümer, renaturiert.
Im gesamten Moor wurden über 20 Pegel gesetzt. Diese Moorwasserpegel werden 14täglich durch einen Forstmitarbeiter gemessen. Die Auswertung der Daten erfolgt über einen Moorexperten (Dr. Peckert aus Rostock). Die aufgezählten Arbeiten werden im sogenannten Moor-Monitoring zusammengefasst.

In den letzten Jahren wurden die Schwankungen des Wassers (Pegelfall) stärker. Gründe hierfür sind zum einen fehlende Niederschläge. Zum anderen stellt der stetig gewachsene Bewuchs auf den Moorflächen ein Problem dar. Die ehemals kleinen Bäume sind gewachsen und beanspruchen einen gehörigen Mehrbedarf an Wasser. Die aufgewachsenen Bäume stehen demnach in direkter Konkurrenz zu der natürlichen Moorvegetation (Wollgras). Die nur 600 l Niederschlag über den Jahresverlauf sind eindeutig zu wenig für das Regenmoor. Zum Vergleich: typische Hochmoore haben bis zu 1.500 l Wasser zur Verfügung über das Jahr. Bei starken Regenjahren gibt es mal einen Wasserüberschuss. Dieser Vorteil wird jedoch durch die vorhandene Baumstruktur verspielt.

Um den Charakter des Regenmoores herauszustellen ist geplant die Bäume großflächig zu entkusseln. Da intakte Moore ein großes Maß an Kohlenstoffdioxid speichern, sehr effektive Wasserspeicher sind und für Mensch und Umwelt einen enormen Wert haben, sollte der Vorgang der Entkusselung für alle einen hohen Mehrwert darstellen. In der praktischen Durchführung zieht die Entkusselung des Moores einige Nachteile mit sich.
Laut Aussagen der Landesforstbehörde darf Wald auf Moorboden nicht gerodet werden, da dies dem Waldmehrungsziel des Landes Mecklenburg-Vorpommern widerspreche. Daraus resultiert, dass bei Entnahme der Bäume ebendiese kompensiert, d.h. ausgeglichen und ersetzt, werden müssen.
Durch einen gesetzlichen Erlass des Forstministeriums ist es nun möglich, Bäume in Mooren zu entnehmen, so lange im Moor die Möglichkeit vorhanden bleibt, dass erneut Bäume darauf wachsen können. Die Frage nach Umsetzung der Entkusselungsaktion steht nach wie vor im Raum.

Das organische Material muss aus dem Moor heraus und kann nicht vor Ort im Moor verbleiben. Hinzu kommen die Kosten, die gegenwärtig noch nicht vollständig beziffert werden können. Es stehen Überlegungen im Raum entsprechende CO2-Zertifikate erstellen zu lassen oder ein Ökokonto zu kreieren, um mit den Ökopunkten handeln zu können.

Da das Moor mit fast 280 ha eine große Ausdehnung hat, wird seitens der Behörden zudem eine UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) für die Entnahme des Baumaufwuchses auferlegt. Dieses Vorgehen kostet erneut viel Zeit, die vor Ort nicht mehr gegeben ist.

Herr Kreitlow erfragte nach der Finanzierung der Renaturierung. Herr Fleischer erläuterte, dass durch die Schaffung neuer Ökokonten, durch Projekte für die Natur und Umwelt Ökopunkte generiert werden können. Ein gutes Beispiel bildet der Freudenberger Wald (70 ha), der hinunter zur Recknitz (für immer) komplett aus der forstlichen Bewirtschaftung herausgenommen wurde. Der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Rügen wurde eine Dienstbarkeit auf den entsprechenden Flächen eingetragen.
Durch die Vernässung ist es ohnehin schwer Bäume zu entnehmen, der Standort für die Forstwirtschaft ist nicht lukrativ. Durch das Stilllegen der Fläche kann nun Wald aufwachsen, ohne den Eingriff des Menschen. Der aufwachsende Öko-Wald wird maximal für die Ausübung der Verkehrssicherungspflicht an kleinen Wegen / Trittpfaden für Angler etc. aufgesucht.

Abschließend informierte Herr Fleischer über die Holzernte. Der gesamte Holzvorrat im Stadtforst beträgt ca. 380.000 Vorratsfestmeter. Jährlich wachsen ca. 8.000 Festmeter Holz heran. Der Hiebsatz erlaubt ein Ernten von 6.000 Festmetern, in der Praxis werden etwa 3.000 bis 4.000 Festmeter in Ribnitz-Damgarten geerntet. Die Holzarten sind, je nach Bodenqualität, unterschiedlich. Neuheide ist eher ein sandiger Standort, auf dem anspruchslose Baumarten, wie Kiefern oder Birken wachsen. Mit steigender Bodenqualität (Freudenberg/Pütnitz) nehmen auch die Baumarten zu: Ulme, Buche und Eiche.

Um einen Kalhschlag in den Forstwäldern zu vermeiden, wurde in den letzten Jahrzehnten damit begonnen in Kiefernwäldern die Buche zu unterbauen. Bei Ernte der Kiefer ist dann die Buche bereits herangewachsen. Aus einem ehemaligen Kiefernwald wächst dadurch ein Mischwald heran, der letztendlich nach 150-200 Jahren in einen Laubwald resultiert. Dieser nachhaltige Umgang mit dem eigenen Rohstoff sollte oberste Prämisse in der Forstwirtschaft sein.

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