15.06.2022 - 5 Information des Geschäftsführers der Stadtwerke...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 5
- Gremium:
- Stadtvertretung Ribnitz-Damgarten
- Datum:
- Mi., 15.06.2022
- Status:
- gemischt (Sitzungsgeld freigegeben)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Sitzung
Wortprotokoll
Herr Stadtpräsident Westendorf führt einleitend aus, dass er den Geschäftsführer der Stadtwerke Ribnitz-Damgarten GmbH, Herrn Pott, aufgrund der aktuellen Situation im Zuge des von Russland in der Ukraine geführten Angriffskrieges gebeten hat, auf der heutigen Sitzung über die derzeitigen Versorgungssituation zu berichten.
Herr Pott teilt zunächst mit, dass die Bundesnetzagentur im Laufe des Nachmittags einen neuen Lagebericht zur Versorgungssituation Gas abgegeben hat, so dass seine vorbereitete, Präsentation schon nicht mehr aktuell ist.
Die aktuellen Geschehnisse um die Kapazitätslieferungen über Nord Stream 1 führen zu einer Verschärfung der Lage für Deutschland. Es wird zum ersten Mal physisch weniger Menge nach Deutschland geliefert. Russland hat zunächst erklärt, dass dies auf technische Problem zurückzuführen ist. Die Entwicklung bleibt abzuwarten. Für den Sommer werden zusätzlich Wartungsarbeiten angekündigt, wo abzuwarten bleibt, ob es bei dem angekündigten Zeitraum von zwei Wochen bleibt.
Laut Aussage der Bundesnetzagentur in ihrem Lagebricht ist die Gasversorgung aktuell stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Der Füllstand der Speicher ist ausreichend zur Absicherung der nächsten Heizperiode. Kernbotschaft des heutigen Lageberichts ist, dass trotz Reduzierung der Lieferungen noch eingespeichert werden kann, da sie zur Zeit noch über dem Bedarf liegen. Die Bundesnetzagentur appelliert trotzdem ausdrücklich, so viel Gas wie möglich einzusparen.
Herr Pott informiert darüber, dass sich zwischenzeitlich auch ein Lageteam Gasversorgung M-V gebildet wurde, in dem u. a. Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit M-V und von Betreibern wie HanseGas und Edis mitarbeiten. Die Stadtwerke Ribnitz-Damgarten GmbH ist leider nicht vertreten, die Protokolle werden ihr aber zur Verfügung gestellt.
Herr Pott erläutert den Notfallplan Gas, in dem Prozesse, Aufgaben und Verantwortlichkeiten festgehalten sind. Es gibt drei Eskalationsstufen. Derzeit befinden wir uns in der Frühwarnstufe, in der der Markt über Marktinstrumente den Ausgleich selbst reguliert. In der bei Verschärfung der Gesamtlage auszurufenden zweiten Stufe, der Alarmstufe, werden marktbasierende Maßnahmen zur Optimierung von Lastflüssen ergriffen. In der dritten Stufe, der Notfallstufe, die im Fall einer zu verzeichnenden physischen Mangellage ausgerufen wird, wird von staatlicher Seite eingegriffen. Die Bundesnetzagentur wird zum Lastverteiler mit dem Ziel des Schutzes bestimmter Verbrauchsgruppen, konkret von Haushaltskunden, sozialen Einrichtungen wie z. B. Krankenhäuser und auch Heizkraftwerken, die Fernwärme erzeugen, in Ribnitz-Damgarten zum Beispiel das Heizkraftwerk in der „Rigaer Straße“. Es gibt keine abstrakte Abschaltreihenfolge, so dass hier schwierige Einzelfallentscheidungen erforderlich werden. Es gilt die Wahl des mildesten Mittels, d. h. Reduzierung der Gasversorgung statt Abschaltung. Die Mangellage würde zu weiteren erheblichen Preissteigerungen und wirtschaftlichen Folgen für die Industrie führen.
Herr Pott führt des Weiteren anhand von Grafiken zur Preisentwicklung seit Juli 2020 aus. Bis Mitte 2021 waren Risiko, Liquidität und Endpreise für die Kunden gut zu kalkulieren. Die Einkaufspreise lagen stabil unter 20 €/MWh. Seitdem sind instabile Verhältnisse zu verzeichnen. Mit Beginn des Jahres 2022 wurden diese, basierend auf der Eröffnung des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine und dessen Entwicklung, extrem. Die Preisschwankungen reichten von knapp über 40 €/MWh bis 100 €/MWH im Mai 2022. Er schätzt abschließend ein, dass ein Preisnachlass nicht absehbar ist.
Auf Anfrage von Herrn Stadtvertreter Leipold erklärt Herr Pott, nicht seriös die Aussage treffen zu können, dass in Ribnitz-Damgarten jederzeit ausreichend Gas zur Verfügung stehen wird. Die Stadtwerke sind das vorletzte Glied in der Lieferantenkette und von vielen Parametern abhängig.
Herr Stadtvertreter Leipold kritisiert, dass der Markt hysterisch reagiert, was zu einer Kostenexplosion für Verbraucher führt. Er erfragt Möglichkeiten, als Stadt Ribnitz-Damgarten unabhängiger vom Weltmarkt zu werden. Herr Pott führt aus, dass es gelingen kann, perspektivisch eigene Energiequellen zu erschließen. In Betracht kommen Erdwärme, Photovoltaik und Windkraft, welche allerdings teilweise kritisch gesehen wird. Aktuell wird in der Stadt ausschließlich Strom unter Einsatz von Gas eigenerzeugt. Mit der produzierten Menge können ca. 200 durchschnittliche Haushalte versorgt werden.
Herr Stadtvertreter Konkol spricht den Mitarbeitenden der Stadtwerke Ribnitz-Damgarten GmbH seinen Dank für die bisherige Gewährleistung einer kontinuierlichen Gasversorgung aus.